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Feuchtigkeit im Estrich messen: Methoden zur Ermittlung der Restfeuchte im Estrich

Simone Blaß
Verfasst von Simone Blaß
Zuletzt aktualisiert: 11. November 2025
Lesedauer: 20 Minuten
© andreygonchar / istockphoto.com

Feuchtigkeit im Estrich ist ein zentrales Thema beim Bauen und Sanieren, denn sie entscheidet darüber, ob ein Bodenbelag dauerhaft schadensfrei hält. Während der Estrich aushärtet, enthält er zunächst viel Wasser, zusätzlich können Feuchtigkeit aus der Bauphase und von unten aufsteigende Nässe. Bleibt zu viel Restfeuchte im Bauteil, drohen Verformungen, Flecken, Schimmelbildung und Schäden an Klebern oder Belägen. Deshalb wird die Trocknung sorgfältig überwacht. Lüften, Heizen und gezieltes Auf- und Abheizen unterstützen den Prozess. Zur Kontrolle dienen schnelle, orientierende Messungen mit kapazitiven Geräten sowie die verbindliche CM-Messung (Calciumcarbid-Methode) zur Beurteilung der Belegreife. Erst wenn die zulässige Restfeuchte erreicht ist, sollte der Bodenaufbau weitergehen. So lassen sich spätere Reklamationen und teure Nacharbeiten zuverlässig vermeiden.

Alles auf einen Blick: 

  • Der im frischen Estrich enthaltene Restfeuchtegehalt kann auf vielfältige Weise Schäden hervorrufen. Ausmaß und Art hängen stark von der Estrichart und vom gewählten Oberbelag ab.
  • Besonders anfällig sind Beläge aus Holz und Holzwerkstoffen, da sie hygroskopisch reagieren. Dringt die Nässe von unten ein, nehmen Trägerplatten und Deckschichten Feuchtigkeit auf, quellen auf und verformen sich.
  • Um solche Schäden zu vermeiden, ist es entscheidend, den Estrich ausreichend austrocknen zu lassen, die Restfeuchte fachgerecht zu prüfen und gegebenenfalls geeignete Sperr- oder Dämmunterlagen einzusetzen, bevor der Oberboden eingebracht wird.
  • Die CM-Messung gilt als Standard für exakte Messungen vor dem Bodenbelag-Einbau, während andere Verfahren ergänzende, oft weniger invasive Einschätzungen liefern.
  • Sie gilt als „zerstörende“ Methode. Das Vermeiden dieser Messung würde aber das Risiko eines massiven, teuren Folgeschadens bedeuten, der weitaus gravierender wäre als die kleine, reparierbare Bohrstelle.

Was ist die Restfeuchte im Estrich?

Die Restfeuchte bezeichnet den noch vorhandenen Wassergehalt nach der Verlegung und während der Trocknungszeit des Estrichs. Sie wird üblicherweise mit der CM-Methode (Carbid-Methode) gemessen, bei der eine Estrichprobe mit Calciumcarbid reagiert und der entstehende Druck den Feuchtigkeitsgehalt anzeigt. Die zulässige Restfeuchte hängt vom Estrichtyp und der geplanten Nutzung ab. Der entscheidende Faktor ist der Feuchtezustand des Untergrunds. Dieser setzt sich aus

  • Feuchtegehalt,
  • Feuchtepotenzial und
  • Feuchteleitfähigkeit

zusammen. Nach dem Einbau verändert sich dieser Zustand so lange, bis das Feuchtepotenzial ein Gleichgewicht mit den Umgebungsbedingungen erreicht. [1]

Welche Folgen hat eine Bodenverlegung bei zu hoher Restfeuchte?

Wenn Sie einen Bodenbelag wie Parkett, Fliesen oder Vinylboden verlegen möchten, dann müssen Sie darauf achten, dass die Trockenzeit für den Estrich eingehalten wurde. Eine Bodenverlegung bei zu hoher Restfeuchte führt zu Verformungen, Verwölbungen und Ablösungen des Belags, da Klebstoffe ihre Haftung verlieren und Materialien wie Parkett oder Laminat auf die Feuchtigkeit reagieren. Zwischen Estrich und Bodenbelag kann sich Schimmel bilden, der gesundheitsgefährdend ist und unangenehme Gerüche verursacht. Die Sanierung erfordert meist die komplette Entfernung des Bodens, erneute Trocknung und Neuverlegung, was erhebliche Kosten im oft fünfstelligen Bereich verursacht.



Welche Restfeuchte ist bei Estrich zulässig?

Zementestrich

  • Fliesen/Keramik: maximal 3,0 CM-%
  • Parkett/Laminat: maximal 2,0 CM-%
  • elastische Beläge (z.B. PVC, Linoleum): maximal 2,0 CM-%
  • mit Fußbodenheizung: maximal 1,8 CM-%

Zementestrich ist ein echter Allrounder unter den Estrichen. Er ist robust, vielseitig und für nahezu alle Einsatzbereiche geeignet. Allerdings erhält er nach dem Einbau noch eine erhebliche Menge Restfeuchte. 

Calciumsulfatestrich (u. a. Anhydritestrich)

  • Fliesen/Keramik: maximal 0,5 CM-%
  • Parkett/Laminat: maximal 0,5 CM-%
  • elastische Beläge: maximal 0,3 CM-%

Anhydritestrich benötigt grundsätzlich eine deutlich geringere Restfeuchte als Zementestrich. Diese Werte sind bereits so streng, dass sie auch für Fußbodenheizung ausreichend sind. Nach Erreichen der Belegreife wird die Fußbodenheizung kontrolliert hochgefahren, um die Restfeuchte weiter zu reduzieren.

Magnesiaestrich

  • maximal 3,0 CM-%

Magnesiaestrich, auch Steinholzestrich genannt, war von Mitte des 19. Jahrhunderts bis in die 1960er Jahre der Standard-Estrich in Wohngebäuden. Er enthält organische Zuschläge wie Holzspäne oder Sägemehl und ist bereits nach 24 Stunden begehbar. Doch das aggressive Magnesiumchlorid im Bindemittel greift Metalle an, Fußbodenheizungen sind damit tabu. Zudem ist Magnesiaestrich extrem feuchteempfindlich und für Feuchträume ungeeignet, da er wegen der hygroskopischen Bindemittelbestandteile nicht dauerhaft feuchtebeständig ist. Heute wird diese Estrichart fast nur noch in der Denkmalpflege verwendet, da nur wenige Spezialisten die Verarbeitung beherrschen.

INFO:
Heizestrich ist ein Estrich, in den die Fußbodenheizung eingebettet ist. Er kann Feuchte gezielt schneller nach oben treiben, weil die Wärme den Dampfdruck im Querschnitt erhöht. Entscheidend ist, dass Heizen allein nicht reicht. Nur in Kombination mit kontrolliertem Lüften beziehungsweise Entfeuchten trocknet der Estrich wirklich. Sonst besteht die Gefahr, dass sich Feuchtigkeit an der Oberfläche staut. Bevor ein Belag darauf verlegt werden darf, muss auch hier die Belegreife per CM-Messung bestätigt sein, sonst drohen Risse, Blasenbildung und Kleberversagen.

Was passiert bei einer zu hohen Restfeuchte im Estrich? 

  • Aufquellen von Parkett oder Laminat
  • Schimmelbildung unter dem Belag
  • Ablösung von Klebstoffen
  • Verfärbungen und Geruchsbildung
GUT ZU WISSEN:
Achten Sie darauf, dass heutige Estriche oft anders zusammengesetzt sind als früher, die Mischungsverhältnisse haben sich geändert und es kommen mehr Zusatzmittel zum Einsatz, oft mit sehr wenig Anmachwasser. Dadurch kann sich das Trocknungs- und Feuchteverhalten spürbar unterscheiden, und die gewohnten CM-Bewertungswerte zur Belegreife können nicht mehr eins zu eins gelten. Bereits geringfügige Änderungen der Zusammensetzung können zu Feuchteschäden trotz Einhaltung der Grenzwerte führen. Deshalb sollten Sie CM-Ergebnisse bei modernen Rezepturen besonders sorgfältig beurteilen und nicht automatisch nach den alten Erfahrungswerten entscheiden. Immer wieder wird diskutiert, ob zukünftig möglicherweise materialunabhängige Feuchtemessmethoden zur Beurteilung der Belegreife zu bevorzugen wären.

Was ist der Unterschied zwischen relativer Luftfeuchtigkeit und Estrich-Restfeuchte?

BegriffBeschreibung und Merkmale
Relative Luftfeuchte (Relative Humidity RH)
  • misst den Feuchtegehalt der umgebenden Luft
  • Messobjekt: Raumluft
  • Messverfahren: Hygrometer (elektronisch oder mechanisch)
  • Messprinzip: Verhältnis der aktuellen zur maximal möglichen Luftfeuchte
  • Maßeinheit: Prozent
  • Beurteilung der Trocknungsbedingungen und des Raumklimas
  • wichtig zur Schimmelvermeidung
Estrich-Restfeuchte (CM-%)
  • misst den tatsächlichen Wassergehalt im Estrichmaterial
  • Messobjekt: Estrichgefüge
  • Messverfahren: chemische Reaktion mit Calciumcarbid oder andere Methoden
  • Messprinzip: Reaktion im Druckbehälter erzeugt Gasdruck, der gemessen wird
  • Maßeinheit: Masseprozent
  • verbindlicher Wert zur Freigabe bzw. Belegreife des Estrichs
  • Vermeidung von Schäden durch Feuchtigkeit

Wann und warum ist eine Feuchtigkeitsmessung im Estrich notwendig?

Die Feuchtigkeitsmessung im Estrich ist notwendig, um die sogenannte „Belegreife“ des Materials festzustellen. Bevor jegliche Art von Bodenbelag auf dem Estrich verlegt wird, muss dieser einen bestimmten Trocknungsgrad erreicht haben. Denn Estrichmörtel enthält anfänglich viel Anmachwasser, das über einen bestimmten Zeitraum hinweg entweichen muss. Ist die Restfeuchte zum Zeitpunkt der Verlegung des Bodenbelags noch zu hoch, wandert diese Feuchtigkeit später in den Belag oder den Klebstoff und führt unweigerlich zu massiven Bauschäden. Der exakte Zeitpunkt ist erreicht, wenn der Estrich seine technische Trocknungszeit durchlaufen hat und die den Zustand der Verlegefähigkeit voraussichtlich erreicht hat.

Wie oft sollte die Feuchtigkeit im Estrich kontrolliert werden?

Die Feuchtigkeit im Estrich sollte während der gesamten Trocknungsphase regelmäßig kontrolliert werden, um eine sichere Belegreife für den gewünschten Bodenbelag zu gewährleisten. Bereits unmittelbar nach dem Einbringen des Estrichs ist eine erste Feuchtigkeitsmessung sinnvoll, um den Ausgangszustand zu dokumentieren. Hier wird häufig eine grobe Kontrolle mit zerstörungsfreien Verfahren vorgenommen. In der kritischen Trocknungsphase empfiehlt sich eine wöchentliche Kontrolle, vor allem bei dickeren Estrichlagen und ungünstigen Klima­bedingungen. Bei Einsatz von Bautrocknern oder Belüftungsmaßnahmen sollte mindestens 1 bis 2 Mal pro Woche gemessen werden, um den Fortschritt zu überwachen. Eine verbindliche Feuchtigkeitsmessung ist aber zwingend unmittelbar vor der Verlegung des Bodenbelags durchzuführen, unabhängig von früheren Zwischenmessungen. Nur so lässt sich die Belegreife sicherstellen.

Wie wird die Feuchtigkeitsmessung im Estrich dokumentiert?

Dokumentationen erfolgen meist in Form von Prüfprotokollen oder Messberichten, die als verbindliche Grundlage für weitere Bauprozesse dienen. Diese Protokolle sind sowohl für Bauherrn, die Handwerker und mögliche Gutachter wichtig und werden in der Regel mit Stempel und Unterschrift versehen, um Verbindlichkeit zu gewährleisten. 

So wird vorgegangen: 

  • Probenahme: Dokumentation der Anzahl und Lage der Messstellen, unter Berücksichtigung von Estrichdicke, Heizungsinstallation und kritischen Bereichen
  • Messwerte: Eintragung der mit dem Messgerät gemessenen Werte, z.B. Druckmesserstände oder abgelesene Restfeuchte, verbunden mit dem Gewicht der entnommenen Probe
  • Umgebungsbedingungen: Angabe von Raumtemperatur, relativer Luftfeuchte und Oberflächentemperatur des Estrichs während der Messung
  • Geräteangaben: Typ und Modell des Messgerätes sowie Kalibrierungsstatus
  • Messdatum und Prüfer: Datum der Messung und Unterschrift des durchführenden Prüfers
  • Beurteilung der Belegreife: ob die gemessene Feuchtigkeit die zulässigen Bestimmungen und Grenzwerte für den Estrichtyp und Bodenbelag einhält, und ob eine Verlegung vorgesehen ist
  • Zusätzliche Hinweise: wie z. B. ein Aufheizprotokoll

Welche Schäden drohen bei zu hoher Restfeuchte im Estrich?

BelagsartEmpfindlichkeit gegenüber Feuchtigkeittypische Schäden/AuswirkungenHinweise
Holz und Holzwerkstoffe (Laminat, Parkett)hoch
  • Aufquellen
  • Verformung
  • Aufwölbungen
  • Kantenaufstellungen
  • Fugenbildung (irreversibel)
Feuchtigkeit sollte vor Verlegung möglichst gering sein, sorgfältige CM-Messung notwendig
Klebstoffe, Unterlagsmatten, Dämmmaterialienmittel bis hoch
  • Haftungsverlust
  • größere Knarrgeräusche
  • Hohllagen
Restfeuchte prüfen, geeignete Sperr- und Dämmunterlagen einsetzen
mineralische Beläge (Fliesen, Naturstein)gering bis mittel
  • Verfärbungen
  • Ablösungen bei zu hoher Restfeuchte
ausreichende Trocknung des Estrichs vor Verlegung sicherstellen
elastische Beläge (PVC, Kautschuk)mittel
  • ähnliche Effekte wie bei mineralischen Belägen
  • eventuell Ablösung
Feuchte darf nicht eingesperrt werden, fachgerechte Trocknung und Unterlage notwendig

Welche Trocknungszeiten gelten für Estricharten wie Zementestrich oder Anhydritestrich?

EstrichartTrocknungszeit (unbeheizt)Begehbarkeitkritische Restfeuchte (CM-%)weitere Infos
Zementestrich (CT)4 bis 8 Wochennach 2 bis 3 Tagen1,8 bis 3,0
  • robust
  • verträglich bei Feuchte
  • schrumpft beim Trocknen
  • gut für viele Fußböden geeignet
Magnesiaestrich5 bis 7 Wochen1 bis 2 Tage3,0 maximal
  • empfindlicher gegen Feuchte als Zementestrich
  • weniger schrumpfanfällig
  • sensible Trocknung
  • nicht für Fußbodenheizung geeignet
Anhydritestrich (Calciumsulfat)3 bis 6 Wochennach 1 bis 2 Tagen0,3 bis 0,5
  • sehr feuchtigkeitsempfindlich
  • größere Anforderungen an Messung
  • Bereiche im Estrich, in denen mit Feuchtigkeitsanreicherung zu rechnen ist, müssen z. B. durch eine Dampfsperre geschützt werden

Die angegebenen Wochenwerte gelten nur für Schichtdicken bis etwa 40 bis 50 Millimeter. Bei dickeren Lagen verlängern sie sich. Im Allgemeinen können Sie davon ausgehen, dass sich die Trocknungszeit pro einem Zentimeter Schichtdicke um etwa eine Woche verlängert, sofern keine künstliche Trocknung erfolgt.



Was beeinflusst die Trocknungsgeschwindigkeit von Estrich?

  • Estrichart
  • Binde- und Zusatzmittel
  • Schichtdicke
  • Bauart (Verbund/gleitend/schwimmend)
  • Wassergehalt 
  • Temperatur im Raum
  • Luftfeuchtigkeit
  • Luftbewegung 
  • Untergrund und Abdichtungen
  • Oberfläche wie dichte Folien
  • Fußbodenheizung
Ein Arbeiter verteilt frischen Estrich über einer Fußbodenheizung in einem Rohbau, um die Restfeuchtigkeit nach Estrichart und die richtige Trocknungsphase zu berücksichtigen.
© TruePixelArt / istockphoto.com


Wie kann man die Estrichtrocknung beschleunigen?

Um die Estrichtrocknung zu beschleunigen, schafft man zuerst ein geeignetes Raumklima mit etwa 20 bis 25 °C Lufttemperatur, einer relativen Luftfeuchte von 40 bis 60 Prozent und einem kontrollierten Luftaustausch. In der Praxis bedeutet das mehrmals täglich kurz und kräftig querzulüften und ansonsten die Fenster geschlossen zu halten, während Kondenstrockner durchlaufen. Ventilatoren sorgen zusätzlich für Luftbewegung und verbessern die Abgabe der Feuchte aus der Estrichoberfläche. Parallel sollten alle zusätzlichen Feuchtequellen vermieden werden. Bei Zementestrichen kann ein fachgerechtes Schleifen der sogenannten „Sinterschicht“ die Oberfläche „öffnen“ und die Diffusion erleichtern. Ist eine Fußbodenheizung vorhanden, wird ein standardisiertes Auf- und Abheizprogramm gefahren. Das bedeutet, dass man nach einer kurzen Wartezeit von einigen Tage je nach Estrichart mit niedriger Vorlauftemperatur beginnt und diese dann täglich modert steigert. Den Maximalwert hält man dann über mehrere Tage und senkt ihn anschließend wieder schrittweise ab, immer begleitet von Entfeuchtern, damit die ausgetriebene Feuchte nicht im Raum verbleibt. Zu frühes oder zu schnelles Heizen ist zu vermeiden, da es Risse und Schüsselungen fördern kann. Wer noch in der Planungsphase ist, kann mit Schnellzement- oder Schnell-CA-Systemen, reduziertem Wasseransatz und passenden Zusatzmitteln die Gesamtdauer deutlich verkürzen.

SCHON GEWUSST?
Schüsselungen bedeuten, dass sich ein Estrichfeld wie eine Schale verzieht. Die Ränder stehen etwas hoch und die Mitte sinkt ab (oder umgekehrt), sodass Böden uneben werden. Ursache sind vor allem ungleichmäßiges Trocknen und Erwärmen. Der Estrich schrumpft dann an manchen Stellen schneller als an anderen. Vorbeugen können Sie durch gleichmäßiges, nicht zu schnelles Trocknen beziehungsweise Heizen, passende Feldgrößen mit Fugen und das Vermeiden dichter Abdeckungen in den ersten Tagen.

Feuchtigkeit im Estrich messen: Welche Methoden gibt es?

Merkmalrelative Luftfeuchtigkeit (Relative Humidity RH)Estrich-Restfeuchte (CM-%)Elektrodenmessung/ kapazitive MessungKRL-Methode (korrespondierende relative Luftfeuchte)Hygrometer-Messung (z. B. Tramex)Darr-Methode (gravimetrisch)
Was wird gemessen?Feuchtegehalt der umgebenden Lufttatsächlicher Wassergehalt im Estrichmaterialelektrische Leitfähigkeit im Estrichrelative Luftfeuchte in Probe oder Messkammer aus Estrichrelative Luftfeuchte direkt über EstrichoberflächeGewichtsdifferenz nach Trocknung der Probe
MessobjektRaumluftEstrichgefügeEstrichgefügeEstrichprobe oder Behälter auf EstrichEstrichoberflächeEstrichprobe
MaßeinheitProzentCM-% (Calciumcarbid-Methode)dimensionslose Zahlen (Digits), Richtwerte in CM-%Prozent (bezieht sich auf korrespondierende Luftfeuchte)ProzentProzent (Feuchtegehalt nach Gewicht)
MessverfahrenHygrometer (elektronisch oder mechanisch)chemische Reaktion mit Calciumcarbidelektrische Widerstands- bzw. kapazitive MessungMessung der Luftfeuchte in dedizierter MesskammerLuftfeuchtesensor in MesshaubeLaboranalyse, Trockenschrank
MessprinzipVerhältnis aktueller zu maximal möglicher LuftfeuchteReaktion im Druckbehälter erzeugt GasdruckLeitfähigkeitsänderungen durch FeuchtigkeitFeuchtegleichgewicht zwischen Estrich und Luft in ProbeFeuchtegleichgewicht in Luft über EstrichDifferenz für Wasseranteil berechnet
AussagekraftBeurteilung der Trocknungsbedingungenbindender Wert zur Freigabe/Belegreife des Estrichsgrobe Orientierung, Feuchteverteilungergänzender, praxisnaher Messwert zur BelegreifeEindruck der OberflächenfeuchteReferenzmethode (sehr genau, zeitaufwendig)
wichtig fürSchimmelvermeidung, RaumklimaEntscheidung zur Bodenverlegung, Schutz vor Schädenschnelle Lokalisation feuchter ZonenAlternative oder Ergänzung zu CM-MessungVerlaufskontrolle der TrocknungValidierung anderer Messverfahren
zerstörungsfreijaneinjajajanein
AnwendungsbereichRaumklima messenverbindliche Freigabe für BodenbelagVor-Ort-SchnelldiagnoseBeurteilung im Labor und zunehmend Baustelleoberflächennahe Kontrollevor allem im Labor, selten Baustelle
Hinweise
  • misst nur die Feuchte in der Umgebungsluft und nicht das Feuchtegleichgewicht im Estrichmaterial
  • Standardverfahren, bei dem Estrichproben mit Calciumcarbid reagieren und der entstehende Gasdruck den Feuchtigkeitsgehalt angibt
  • Proben werden entnommen, daher nicht zerstörungsfrei
  • schnelle, zerstörungsfreie Methode, die die elektrische Leitfähigkeit im Estrich misst und mit Feuchtigkeit korreliert
  • Ergebnis kann durch Estrichart beeinflusst sein und ist weniger präzise als CM
  • Bestimmung der Feuchte über relative Luftfeuchte in einer Probe oder Messkammer
  • ergänzende Methode, derzeit in der Praxis noch nicht standardisiert
  • geeignet für Vor-Ort-Kontrollen, Verlaufsmessungen und Eingrenzung feuchter Bereiche
  • keine garantierte Aussage über die vollständige Trocknung des Estrichs
  • wird in der Regel von spezialisierten Baustofflaboren oder Fachfirmen durchgeführt, da Probenentnahme und Laboranalyse erforderlich sind
  • nicht standardmäßig im Alltagseinsatz, dient als Referenzmethode bei Zweifeln oder Streitfällen

Welche Geräte werden zur Feuchtigkeitsmessung im Estrich verwendet?

  • kapazitive Feuchtigkeitsmessgeräte 
  • Calciumcarbid-Messgeräte 
  • Kombigeräte, die beide Messverfahren unterstützen und erweitern können

Wie funktioniert die CM-Messung (Calciumcarbid-Methode)?

Die CM-Messung ist zwar formal zerstörend, aber der Schaden ist minimal und lokal begrenzt und muss für die Freigabe des Estrichs in Kauf genommen werden. Für die CM-Messung wird nur eine kleine Probe von etwa 50 bis 100 Gramm Estrichmaterial benötigt. Diese Probe wird durch Anbohren des Estrichs an mindestens 2 bis 3 repräsentativen Stellen entnommen. Gebohrt wird typischerweise bis zur Dämmung, um den gesamten Querschnitt zu erfassen. Denn um festzustellen, ob der Estrich wirklich trocken genug ist, muss die Feuchte aus dem Kern gemessen werden und nicht nur an der Oberfläche. Das dabei entstehende Loch hat nur einen Durchmesser von etwa 18 bis 25 Millimeter.

Die CM-Messung gilt als rechtssicherer Nachweis

Die CM-Messung gilt im Gegensatz zu zerstörungsfreien Methoden als rechtsverbindlich. Der Bodenleger oder Estrichleger ist verpflichtet, die Probenstellen unmittelbar nach der Messung mit einem schnell härtenden, zementgebundenen Vergussmörtel wieder zu verschließen. Nach dem Aushärten dieser Reparaturstelle ist der Estrich auch an dieser Stelle wieder voll belastbar und der Bodenbelag kann darüber verlegt werden.

Wie funktioniert die elektronische Messung mit Feuchtigkeitsmessgerät?

Digitale Messungen mittels Digit-Werten im Estrich sind vergleichbar mit einem schnellen Thermometer an einem Baugerüst. Sie geben schnell eine Tendenz an und zeigen, ob die Situation warm (trocken) oder kalt (feucht) ist, aber für eine rechtsverbindliche Aussage zur Belastbarkeit des Estrichs (etwa für das Verlegen von Parkett oder Fliesen) muss die CM-Messung durchgeführt werden, ähnlich wie man für eine offizielle Bescheinigung die Labormessung benötigt. Ein kapazitives Feuchtemessgerät schickt ein schwaches elektrisches Feld in den Estrich und zwar über eine Sensorplatte oder -kugel. Treffen die „Messwellen“ auf Wasser, reagiert der Estrich anders als wenn er trocken ist. Das merkt das Gerät und zeigt einen höheren Wert an. Die Anzeige ist meist in „Digits“ (einheitenlose Zahlen) oder in Prozentangaben (relativ). Die Grundregel dabei: Je höher der Wert, desto feuchter die gemessene Stelle. Die Zahlen sind vor allem zum groben Vergleichen gedacht, zum Beispiel trockene Ecke vs. feuchte Ecke. Das ist gut zum schnellen Überprüfen und Eingrenzen feuchter Bereiche, also für eine Orientierungsmessung.

Was ist die Hygrometermessung nach Tramex?

Die Hygrometer-Messung nach Tramex ist ein Verfahren, bei dem die relative Luftfeuchte direkt über der Estrichoberfläche gemessen wird. Dazu wird eine kleine, dicht schließende Messhaube, eine sogenannte Hood mit eingebautem Sensor auf den Boden gesetzt und luftdicht abgeklebt. In der Haube stellt sich dann nach einer gewissen Zeit ein Feuchtegleichgewicht zwischen Estrich und der eingeschlossenen Luft ein. Der Sensor liest dann die relative Feuchtigkeit und die Temperatur ab. Hohe Prozentwerte deuten darauf hin, dass der Estrich noch viel Feuchtigkeit an die Umgebung abgibt und für feuchteempfindliche Beläge kritisch sein kann. Die Hygrometer-Messung liegert einen Oberflächen- beziehungsweise Randzonen-Eindruck und ersetzt nicht die verbindliche Belegreifeprüfung per CM-Messung. Zur Verlaufskontrolle ist die Hygrometermessung aber eine angewandte Methode.

Welche Messmethode ist am zuverlässigsten?

Die elektronische Messung „sieht“ nur die oberen Schichten des Estrichs, also ein paar Zentimeter. Tieferliegende Feuchte kann diese Messung leicht übersehen. Wenn verbindlich festgestellt werden soll, ob der Estrich wirklich trocken genug für den Bodenbelag ist, braucht es die CM-Messung. Die Calciumcarbid-Methode erfasst die gesamte Estrichdicke und liefert dadurch den entscheidenden, verbindlichen Wert für die Belegreife.

Welche Messmethode ist vorgeschrieben für die Freigabe zur Bodenverlegung?

Für die Freigabe zur Bodenverlegung ist die Calciumcarbid-Methode maßgeblich. Sie gilt auf Baustellen als anerkannter Standard, weil sie den Feuchtegehalt über den gesamten Estrichquerschnitt zuverlässig ermittelt. Schnelle, kapazitive Messungen eignen sich zwar zum groben Prüfen und Eingrenzen feuchter Bereiche, ersetzen die CM-Messung aber nicht. Praktisch heißt das, dass an repräsentativen Stellen eine CM-Probe entnommen wird, der gemessene Wert wird dokumentiert und mit den zulässigen Grenzwerten der jeweiligen Estrichart verglichen. Erst wenn diese Werte unterschritten sind, gilt der Estrich als belegreif und der Boden darf verlegt werden.



Wie lange dauert eine Feuchtigkeitsmessung im Estrich?

CM-Messung (Carbid-Methode)

  • Messung selbst circa 5 bis 15 Minuten
  • Vorbereitung (Probenentnahme, Zerkleinern) circa 10 bis 15 Minuten
  • Gesamtdauer vor Ort etwa 20 bis 30 Minuten

elektrische Widerstandsmessung

  • quasi sofort
  • gibt aber nur einen Anhaltswert und ist weniger genau

Darrtrocknung (Labormethode)

  • Dauer 24 bis 48 Stunden
  • sehr genau, aber zeitaufwendig
  • wird meist nur bei Gutachten verwendet

Hygrometer-Messung nach Tramex

  • Einbau des Sensors innerhalb weniger Minuten
  • Messung nach Konditionierung nach etwa 24 Stunden ablesbar

In der Praxis wird für die Belegreife-Prüfung meist die CM-Messung verwendet, da sie vor Ort relativ schnell durchführbar ist und zuverlässige Ergebnisse liefert. Ein Fachbetrieb kann die Messung normalerweise innerhalb einer halben Stunde durchführen und das Ergebnis direkt mitteilen.

Wer darf eine Feuchtigkeitsmessung im Estrich durchführen?

  • Qualifizierte Handwerker, wie Estrichleger und Bodenleger, die mit der Durchführung und Interpretation von Feuchtemessungen vertraut sind und die Belegreife beurteilen müssen.
  • Bau- und Prüfgutachter, die speziell für Feuchtigkeitsmessungen und Estrichprüfungen zertifiziert und erfahren sind.
  • Sachverständige für Baufeuchte und Estrichtechnik, die oft von Bauherren, Architekten oder Gerichten beauftragt werden, um präzise und rechtssichere Messungen durchzuführen.
  • Fachfirmen, die spezielle Feuchtigkeitsmessgeräte bedienen können, wobei mit der CM-Methode nur geübte und geschulte Anwender genaue und gerichtsfeste Messwerte ermitteln können.

Was kostet eine professionelle Feuchtigkeitsmessung im Estrich?

In Deutschland liegt der Preis für eine Feuchtigkeitsmessung im Estrich (CM-Messung) typischerweise bei etwa 80 bis 120 Euro inklusive Mehrwertsteuer für den ersten Messpunkt. Zusätzliche Punkte auf derselben Baustelle sind meist günstiger und kosten häufig zwischen 60 und 90 Europro weiterer Probe. Umfangreiche Messungen inklusive Probenentnahme, Laboranalysen und ausführlicher Protokollierung durch zertifizierte Sachverständige kosten dagegen wesentlich mehr, oft zwischen 150 und 750 Euro pro Messpunkt, insbesondere bei größeren Projekten. Je nach Anbieter kommen An-/Abfahrt sowie  ein ausführliches Messprotokoll mit Fotodokumentation hinzu. Die Kosten hängen vor allem von der Anzahl der Messstellen, dem Aufwand für die Probenentnahme (Anbohren/Stemmen), der Erreichbarkeit der Räume und der Region ab. Klären Sie am besten vorab, was genau im Preis enthalten ist und wie viele Messpunkte empfohlen werden.



Fazit

Feuchtigkeit im Estrich entscheidet über die Dauerhaftigkeit des Bodenaufbaus. Wer sie mit einem Feuchtemessgerät sauber prüft und den Trocknungsprozess geduldig abwartet, spart sich späteren Ärger und weitere Kosten. Die meisten Messungen eignen sich zwar für die schnelle Orientierung, die verbindliche Freigabe liefert jedoch nur die CM-Messung über den gesamten Querschnitt. Zielgerichtetes Trocknen verkürzt die Bauzeit und schont Energie. Ebenso wichtig sind klare Zuständigkeiten und die lückenlose Dokumentation von Messpunkten, Protokollen und Randbedingungen. Erst wenn die Grenzwerte sicher unterschritten sind, ist der Estrich wirklich belegreif und der Boden hat die besten Chancen, langfristig schadensfrei zu bleiben.

Feuchtigkeit im Estrich messen: Häufig gestellte Fragen

Wie sieht eine Belegreifefreigabe aus? 

Eine Belegreifefreigabe ist ein kurz gehaltenes, unterschriebenes Dokument mit Objekt- und Flächenangabe, Estrichart, Messmethode, Messpunkten samt Ergebnissen, zulässigen Grenzwerten, Randbedingungen wie Raumtemperatur und relative Feuchte sowie dem Datum. Optional enthält sie Hinweise oder Vorbehalte sowie die Kontaktdaten und Unterschrift der verantwortlichen Person.

Welche Unterlagen benötige ich im Streitfall?

Im Streitfall sollten Sie vollständige CM-Messprotokolle mit Fotos der Probenahme, den markierten Messpunkten im Grundriss sowie Geräte- und Kalibrier­nachweisen vorlegen, am beste mit Verlaufsdaten. Ebenso wichtig sind Aufheiz- und Trocknungsprotokolle, ein Bautagebuch, Nachweise zu Abdichtungen und Materialien sowie Abnahme- und Übergabeprotokolle.
Halten Sie außerdem Verträge, Freigabe-/Belegreifeerklärungen, die komplette Korrespondenz, Mängelanzeigen mit Fristen und sofern vorhanden externe Berichte, Laborbefunde oder Sachverständigengutachten jeweils mit Zeitstempeln bereit.

Was ist bei der Feuchtigkeitsmessung in Altbauten oder bei Sanierungen zu beachten?

Bei der Bodensanierung im Altbau findet man oft unterschiedliche Estrichschichten, gemischte Materialien oder historische Bindemittel, die eine eindeutige Beurteilung erschweren und möglicherweise mehrere Messstellen an verschiedenen Positionen erfordern. Zudem können aufsteigende Feuchtigkeit aus dem Mauerwerk oder fehlende Dampfsperren die Messwerte verfälschen, weshalb nicht nur der Estrich selbst, sondern auch der Untergrund und angrenzende Bauteile auf Feuchtigkeit geprüft werden sollten. Bei Altbauten empfiehlt sich oft die Hinzuziehung eines Sachverständigen, da die Interpretation der Messwerte aufgrund unbekannter Estrichzusammensetzungen, möglicher Kontaminationen oder bauphysikalischer Besonderheiten komplexer ist als bei Neubauten.

Welche Rolle spielen Luftentfeuchter? 

Luftentfeuchter sind bei allen nass verlegten Estrichen von großer Bedeutung, um die Feuchtigkeit im Estrich zu reduzieren, die Trocknungszeit zu verkürzen und Feuchteschäden vorzubeugen. 

Quellen

[1] Die TKB informiert: TKB Bericht 11: Belegreife“. Industrieverband Klebstoffe e.V, 18. März 2025, www.klebstoffe.com/die-tkb-informiert-tkb-bericht-11-belegreife/.

Über unsere*n Autor*in
Simone Blaß
Simone studierte Germanistik, Psychologie und Soziologie und absolvierte danach ein Volontariat bei einem lokalen Fernsehsender. Nach Zwischenstationen beim Radio und in einer PR-Agentur arbeitete sie viele Jahre als freiberufliche Redakteurin für Online-Portale und Agenturen.